Raus aus dem Hamsterrad
Mehr Erfolg durch straffe Prozesse im Unternehmen
Irgendwann habe ich entschieden, dass ich Geld verdienen möchte mit dem, was ich mache.“ Werner Mohrs Umdenkprozess begann, als er trotz vieler Arbeit kaum genug Geld mit seiner Heidelberger Schreinerei verdiente, um seine Familie zu ernähren.
Schritt für Schritt bildete sich der Schreinermeister und Baubiologe weiter, besuchte Seminare zu Mitarbeiterführung oder Büroorganisation und setzte immer mehr vom Erlernten am neuen Firmenstandort in Edingen- Neckarhausen um. Heute staunt er selbst, was mit seiner Firma MTB alles möglich ist.
„Unser Rezept für effizientes Arbeiten ist, dass wir uns sehr konsequent Ziele setzen.“ Jeden Herbst setzen sich er und sein Mitgesellschafter Rudi Bächle zusammen, um abzugleichen, ob die Ziele des vergangenen Jahres erreicht wurden. Gleichzeitig legen sie die neuen Ziele fest.
Sinnvolle Ziele kann sich nur stecken, wer über sein Unternehmen nachdenkt. Der Münchener Zeitsparexperte Zach Davis empfiehlt hierzu die SMMS – die „Stunde mit mir selbst“. „Das ist eine wöchentliche, unterbrechungsfreie Stunde mit nichts anderem als Stift und Zettel zum Nachdenken über die Weiterentwicklung des Unternehmens“, erläutert Davis.
Es müssen nicht unbedingt nur große Ziele sein, die der Chef in dieser Zeit anvisiert. Wichtig sind auch kleine Schritte, um den Betriebsablauf zu optimieren (s. Kasten). Ein zentraler Punkt ist die Fähigkeit zu Delegieren. Wer raus aus dem Hamsterrad will, muss seinen Mitarbeitern vertrauen, sein Wissen mit ihnen teilen und auch Kontrolle abgeben können.
Zach Davis weiß aus Erfahrung, dass Mitarbeiter meist mehr können, als ihnen zugetraut wird. Er rät: „Einfach ausprobieren, schrittweise ein wenig mehr Verantwortung zu übertragen. Dann gilt es, der Versuchung zu widerstehen, sich doch permanent in Details einzumischen.“ Zur Sicherheit schlägt der Effizienztrainer vor, anfangs Aufgaben zu wählen, bei denen sich einmöglicher Schaden in Grenzen hält.
Bei MTB sind Mohr und Bächle stolz auf ihre 16 Mitarbeiter. Vom Azubi bis zum Meister setzt sich jeder dafür ein, dass der eigene Arbeitsbereich so wirtschaftlich wie möglich läuft. „Wenn die sehen, dass auf einer Baustelle nur noch Arbeit für eine halbe Stunde ist, hängen sie die abends dran, statt am nächsten Tag noch einmal für die kurze Zeit extra hinzufahren“, lobt Mohr sein Team, das er durch regelmäßige Fortbildungen schult. Eigeninitiative und Mitdenken zahlen sich für die Mitarbeiter aus.
Auf Basis der Unternehmensziele besprechen die Chefs mit jedem die persönlichen Ziele für das kommende Geschäftsjahr. Wer die Leistung zu 100 Prozent bringt, erhält nach Ablauf des Jahres eine vorher festgelegte Bonuszahlung, bei nur 70 Prozent Leistung beträgt auch der Bonus nur 70 Prozent. „Wir zahlen kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld, der Bonus ist aber höher als beides zusammen“, verrät Mohr. Zweifel an der Gerechtigkeit des Systems gibt es keine, denn Mohr und Bächle legen die Unternehmenszahlen für die Mitarbeiter offen und sie vereinbaren ausschließlich Ziele, die auch machbar und messbar sind.
Sein persönliches Ziel hat Mohr auf jeden Fall erreicht: Er kann inzwischen von seiner Arbeit gut leben – und auch, wenn dem 52-Jährigen seine Arbeit viel Spaß macht, freut er sich doch über fünf Wochen Urlaub im Jahr und darüber, dass er heute genügend Zeit für seine Familie und den Sport hat.
Quelle: Deutsche Handwerks Zeitung
Ausg. 4 | 28.Februar 2008 | 60. Jahrgang
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Bei MTB in Edingen-Neckarhausen haben von 16 Angestellten sieben den Meisterbrief. „Die kosten nicht so viel mehr
als Gesellen, aber es kommt viel mehr raus“, sagt Firmenchef Werner Mohr. |
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