Das Duell des Lehrers gegen den Schüler
RNZ_16.06.08, Rollstuhl-Basketballturnier
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Von Jan Knobloch
Heidelberg. Bereits Friedrich Nietzsche hat zum Thema Meister und Schüler geschrieben: „Zur Humanität eines Meisters gehört, seine Schüler vor sich zu warnen.“ Ob Klaus Weber das bei seinem Schüler Benjamin Ryklin beherzigt hat oder nicht, ist nicht überliefert. Sicher ist jedoch, dass die beiden sich beim 4. Susanne-Roemelt -Gedächtnisturnier der SG Kirchheim einen denkwürdigen Zweikampf lieferten, wie er jedem Jackie-Chan-Kung Fu Streifen würdig gewesen wäre.
Doch gute Geschichten sollten von An fang an erzählt werden: Als der Fußgänger Ryklin als halbwüchsiger Junge mit seinem im Rollstuhl sitzenden Freund Benjamin Schärke zum ersten Mal ins Rolli-Training der SG Kirchheim kam, war von seinem Talent noch nicht viel zu sehen gewesen. Das Ehepaar Klaus und Christa Weber, er als Spieler der ersten Mannschaft, sie als erfolgreiche Trainerin, nahm Ryklin unter seine Fittiche und lehrte ihn als ersten Schritt erst einmal den Umgang mit dem Rollstuhl.
Der Rest ist Geschichte. Der braunäugige 1,90MeterHüne ist zu einem der besten Rollstuhl-Basketballer Deutschlands gereift und wurde 2003 mit Kirchheim deutscher Meister, bevor er um zum Studieren nach München wechselte. Letztes Jahr war der Center viertbester Scorer der Bundesliga. „Mit der erforderlichen Minimalbehinderung wäre er ein klarer Kandidat für die Nationalmannschaft“, meint Klaus Weber respektvoll, und auch Ryklin wurde ein bisschen melancholisch: „Kirchheim ist meine alte Basketball Heimat. Die haben mir dort fast alles beigebracht, was ich kann.
“ Am Samstag kam es dann also im Finale des Turniers, das im Andenken an die einem Krebsleiden erlegene Susanne Roemelt jährlich ausgerichtet wird, zum Höhepunkt. Die SG Kirchheim um den 48jährigenWeber traf auf den USC München II, angeführt vom 22jährigen Ryklin. Schüler wie Meister waren überall auf dem Feld, holten Rebounds, erzielten nahezu die Hälfte der Punkte ihrer Teams, erledigten den Ballvortrag und motivierten ihre Mitspieler.
Keine der beiden Mannschaften konnte sich jedoch entscheidend absetzen, die beiden Führungsspieler lieferten sich ein Privatduell. In der 16. Minute blockte Ryklin einen Korbleger seines Kontrahenten ins Aus, doch die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Kurze Zeit später warf der Routinier dem Jungspund über dessen zum Block ausgestreckte Hände den Ball direkt „ins Gesicht“. Am Ende siegte aber doch der Schüler. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff, beim Stand von 49:48 für die Bayern, rollte ein Wurf von Weber wieder aus dem Korb heraus, und auch Uwe Burkhart, der noch zweimal die Chance hatte, das Spiel doch noch zu drehen, konnte nicht verwandeln.
Zufrieden waren die „Rolling Chocolates“ aber trotzdem. Klaus Weber wurde bester Scorer des Turniers, die Zuschauer waren begeistert, die Veranstaltung gelungen. „Was ich wirklich beeindruckend finde, ist die Integrationsarbeit, die die SGK hier leistet. Auch mit Behinderten kann man richtig Sport machen, und das geht richtig ab hier“, meinte der Schirm Herr der Veranstaltung, Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner.
Christa Weber konnte nach dem Finale nicht anders, als über den „verlorenen Sohn“ Ryklin zu schwärmen. „Ihn spielen zu sehen, löst bei mir eine Mischung aus Stolz und Wehmut aus. Er ist eben ein toller Spieler.“ Dann drehte sie sich zu einem in der Nähe stehenden Repräsentanten eines Sponsors um und sagte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Der braucht hier einen Job!“
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